Executive Presence also. Hm, gibt’s das auch auf Deutsch? Typisch Manager-Sprech. Braucht man eigentlich immer und für alles Anglizismen? Falls das Ihre Bedenken sind, ganz ehrlich: Ich teile sie. Darum suche ich auch schon eine Weile nach einer passenden Übersetzung – bisher leider vergeblich.

Vielleicht mal von der anderen Seite gedacht: Wodurch wird Executive Presence sichtbar? Sagen wir mal so: Vermutlich erkennen Sie sie, wenn sie Ihnen begegnet, auf der Bühne, im Gespräch, im Fernsehen. Als Zusammenspiel aus Persönlichkeit, Individualität, Rhetorik, Stimme, Gestik, Mimik, Klarheit und Authentizität zum Beispiel: eine besondere Präsenz, die häufig bei Führungspersönlichkeiten zu entdecken ist und die oft als Ausstrahlung beschrieben wird, als Charisma.

Die einen behaupten, Mark Zuckerberg strahlt sie bei jedem seiner öffentlichen Auftritte aus, die anderen sahen in Helmut Schmidt noch als 90-jährigem Altkanzler den Prototypen sichtbarer Executive Presence. Der eine verkörpert eher eine Begeisterungsfähigkeit im Kapuzenpullover (wenn er sich nicht gerade in den Anzug zwängt, weil er sich vor dem Kongress verantworten muss), der andere Ruhe, Nachdenklichkeit, Gravitas. Zwei mehr als unterschiedliche Typen. Aber beiden ausführenden (executive) Führungspersönlichkeiten werden vergleichbare Attribute zugeschrieben: Durchsetzungsfähigkeit, Überzeugungskraft, natürliche Autorität, strategisches Denken und Handeln, Krisenfestigkeit, Kreativität, Kompetenz.

Es gibt eben nicht die eine Form der Executive Presence. Was es aber sehr wohl gibt, das sind individuelle Bausteine, die dafür sorgen, dass die Stärken einer Persönlichkeit in den entscheidenden Momenten sichtbar werden: Rhetorik, Körpersprache, Stimme, Haltung, Empathie, Präsenz und die Klarheit der Argumente entscheiden, ob eine Botschaft nur ausgesprochen wird oder ob sie beim Gegenüber ankommt und ihre Wirkung entfaltet.

Was heißt das nun für Sie und für Ihre Vorbereitung auf Präsentation, Pitch, Meeting oder Interview? Vor allem, dass Sie sich zunächst mit diesen Handwerkszeugen der Präsenz beschäftigen sollten, statt sich – wie es viele tun – am Setting abzuarbeiten. Denn wenn es Ihnen gelingt, eine klare Sprache zu finden, auf den Punkt zu kommen, das Publikum für Ihr Thema zu interessieren und eine wichtige Botschaft nicht nur auszusprechen, sondern mit Leben zu füllen, dann macht es Sie in jedem Setting stärker. Ob Sie vor 100 Mitarbeitern im Townhall-Meeting überzeugen wollen oder vor drei Millionen Zuschauern im TV-Talk, sollte Sie – auch wenn das schwerfallen mag – erst an zweiter Stelle interessieren.

Gerade für Führungskräfte ist es entscheidend, ihre Executive Presence auch sichtbar zu machen. Nicht wie Mark Zuckerberg und auch nicht wie Altkanzler Helmut Schmidt, sondern mit Ihrer Art und Ihrem Stil. Sich dabei verbiegen? Verboten! Geschmäcker ändern sich schließlich, Sie aber bleiben. Am besten Sie selbst.